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Gletscherschmelze hautnah

Klimawandel zum Anfassen. Wer nun immer noch behauptet, dass das alles Fake ist, ist einfach nur dumm.

 

Mein erster Aufenthalt in einer Jugendherberge hier in Neuseeland war ein voller Erfolg. Das Haus in Tekapo steht an einmaliger Lage direkt am See und wurde offenbar erst vor einem Jahr eröffnet. Die Einrichtungen sind also alle neu und modern. Die Lounge mit Fensterfront und schönem Ausblick auf Berge und See ist super. Wirklich eine empfehlenswerte Unterkunft, zumal auch preiswert.

 

Für die eine Nacht habe ich mir ein Bett im Viererschlag gesichert. Nur zwei weitere waren belegt. Ein Deutscher, Patrick, aus Frankfurt und ein wortkarger asiatischer Jüngling. Weder wie er heisst noch woher er kommt, konnten Patrick und ich rausfinden. Unser Zimmer hatte sogar ein eigenes Bad. Auch hier alles neu und sauber. Ich vergebe Bestnoten.

 

Patrick ist heute Mittag weitergezogen nach Queenstown und ich bestieg um 11.30 Uhr den Bus nach Aoraki/Mount Cook National Park Village. Wenn alles nach Plan läuft, treffen wir uns am Montag wieder. Wir haben lustigerweise den gleichen Bus nach Fox Glacier gebucht. Ich ab Queenstown er ab Wanaka, das auf der Strecke liegt.

 

Ob man ein Ort mit 200 - 300 Einwohnern im Sommer und 100 im Winter überhaupt Village nennen kann? So viele Menschen leben nämlich in Mount Cook Village. Hier bin ich mal wieder am Ende der Welt angekommen. Total in der Wildnis bzw. rundum eingekesselt von Bergen und Gletschern. Es ist herrlich, wenn auch das Wetter etwas besser sein könnte. Ziemlich wolkenverhangene Angelegenheit. Was solls.

 

Ich habe ihm The Hermitage eingecheckt. Das beste Haus sur place. Ein Zimmer mit Balkon und Bergsicht habe ich mir geleistet. Eigentlich müsste ich gar nichts unternehmen. Einfach auf dem Balkon sitzen und die Aussicht geniessen, wäre auch schon eine tolle Beschäftigung. Jetzt hat es momentan aber 8 Grad. Vielleicht doch nicht so Balkon-Sitz-Temperatur.

 

Am Morgen habe ich per SMS einen wertvollen Ausflugstipp von Sabrina T.  erhalten, die erst vor einem Jahr auch hier im Hotel logierte. Live Reiseberatung quasi. Sie empfahl mir Glacier Explorers. Mein Hotel bietet diese tolle Bootstour auf dem Terminal Lake an. Das ist der Endsee des Tasman Glaciers, der grösste Gletscher Neuseelands. Wir sind mit kleinen Booten auf den See rausgefahren und konnten Eisberge und die Moräne bewundern und ganz nah zum Ende des Gletschers fahren. Eindrücklich und bedrückend. Der See wird nämlich stetig grösser, sprich der Gletscher schmilz rasant.

 

Alleine von 1976 bis 2007 hat der Tasman-Gletscher etwa 5 km verloren. Nach dem Erdbeben in Christchurch im Februar 2011 ist ein Eisstück mit einer geschätzten Masse von 30 Millionen Tonnen abgebrochen und in den Terminal Lake gestürzt. Dadurch entstand eine dreieinhalb Meter hohe Flutwelle. Da wurden ein paar Touristen in den Booten ziemlich nass. Und das Wasser ist eisig, kann ich euch sagen. Habe kurz einen Finger reingehalten.

 

Es ist faszinierend wie unterschiedlich die Farben und Strukturen der Eisberge sind. Je nachdem, ob sie auseinandergebrochen sind oder sich im Wasser gedreht haben, wie das Licht reinfällt. Da gibt es eine ganze Wissenschaft darüber. Unsere Bootsführerin hat uns das erklärt. Ich konnte mir das leider nicht merken. Die blauen Schattierungen waren auf jeden Fall sehr schön.

 

Zurück im Hotel habe ich mich aufs Abendbuffet gestürzt. Ist das toll, mal einfach so schlemmen zu können. E Guete zämme.


Anmerkung zu Manfred's Kommentar

Danke der Nachfrage. Ich habe es tatsächlich geschafft, den Tee warm zu trinken. Ein unglaublicher Erfolg.


Erkenntnisse des Tages

  • In teuren Hotels verwenden sie also doch Servierbleche zum Abräumen.
Das Ende des Tasman Glacier
Das Ende des Tasman Glacier
Viel Geröll auf dem Gletscher, weil er auch aussen schmilzt und dadurch alles freigibt, was bisher im Eis eingeschlossen war.
Viel Geröll auf dem Gletscher, weil er auch aussen schmilzt und dadurch alles freigibt, was bisher im Eis eingeschlossen war.
Bootsanlagestelle auf dem Terminal Lake
Bootsanlagestelle auf dem Terminal Lake
Eisberge im Terminal Lake unterschiedlicher Grösse und Farbe
Eisberge im Terminal Lake unterschiedlicher Grösse und Farbe
Libelle verkleidet als Michelin-Frauchen
Libelle verkleidet als Michelin-Frauchen
Sieht ein wenig aus wie das Raumschiff Enterprise
Sieht ein wenig aus wie das Raumschiff Enterprise
Nachlieferung: Postkarte Milchstrasse in Tekapo (ich vermute etwas photogeshoppt)
Nachlieferung: Postkarte Milchstrasse in Tekapo (ich vermute etwas photogeshoppt)

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Kommentare: 1
  • #1

    Manfred (Donnerstag, 05 März 2020 11:58)

    Wow! Bei Dir ist‘s ja kälter als bei uns!
    Hmm....,auch unsere Gletscher schmelzen dahin wie nichts! Ja, Leugnen lässt sich nichts mehr......Da ist es wieder, das unbedeutende Rädchen des Universums, der Mensch!!! Der lernt offensichtlich nimmermehr! Genauso wie einst Hänschen.
    Trotzdem: LG, dein Leseschaf!