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The Lady of the Lake

Titanic Feeling auf dem Lake Wakatipu. Ohne Schiffbruch.

 

Es war mal wieder Zeit für eine Aktivität auf dem Wasser. Da trifft es sich gut, dass die TSS Earnslaw (Twin Screw Steamer = Doppelschraubendampfer) auf dem Lake Wakatipu seine Runden dreht. Ich, Ticket für die 14 Uhr Rundfahrt besorgt. Schiff, mit Volldampf voraus.

 

Die "Lady of the Lake, wie die TSS Earnslaw liebevoll von den Einheimischen genannt wird, hat Baujahr 1912. Genau wie die Titanic. Aber mit weniger dramatischem Ende. Sie wurde ursprünglich als Frachtschiff eingesetzt und versorgte die Hochlandfarmen rund um den Lake Wakatipu mit Vorräten. Oder konnte bis zu 1500 Schafe und 30 Rinder transportieren. Ich stelle mir gerade das Chaos vor bei so einem Transport.

 

Als die Zufahrt zum See in den 1960ern ausgebaut wurde, waren die Tage der Earnslaw gezählt. Zum Glück rettete sie 1969 das Tourismusunternehmen "Real Journeys" und baute sie zum Passagierschiff um. Heute tuckert das Dampfschiff mehrmals täglich über den See. Abends mit Schlemmerbuffet.

 

Für die Dampfschifffreunde unter euch ein paar Fakten: Kapazität: 350 Passagiere, Länge: 51 Meter. Gewicht: 337 Tonnen. Tiefgang: 2 Meter (ich kenne Menschen, die haben nicht mal einen Zentimeter). Konstruktion: 78 Spanten, 140 Platten, 70'000 Nieten (jä soo). Dampfmaschine: Zwei Dreifachexpansionsdampfmaschinen (ahaaa) mit 250 PS. Kohleverbrauch: eine Tonne pro Stunde (ui, ui). Reisegeschwindigkeit: 11 Knoten.

 

Da der Maschinenraum freigelegt wurde, konnte ich zusehen, wie die Mannen Kohle nachschieben. Das qualmte und dampfte heftig und roch etwas streng. Dann legte das Schiff auch schon ab über meinen Lieblingssee. Zu dessen Entstehung bzw. seiner markanten Form, gibt es übrigens eine interessante Legende.

 

Der Riese Matau entführte eines Nachts die Jungfrau Manata aus ihrem Haus. Ihr Geliebter Matakauri spürte den Riesen auf und befreite die Jungfrau (wieso eigentlich eine Jungfrau?). Dann setzte er den schlafenden Riesen in Brand. Dieser versank durch das heisse Feuer in der Erde. Seine angewinkelten Beine hinterliessen die unverwechselbare Form des heutigen Sees. Die Hitze des Feuers liess den Schnee in den Bergen schmelzen und das entstandene Loch füllte sich mit Wasser.

 

Vom Riesen blieb nichts weiter übrig, als sein Herzschlag. Den kann man heute noch sehen, sagen Abergläubische. Aber eigentlich sind es nur kleine Schwankungen im Seepegel. Der See steigt und fällt alle sechs Minuten im Durchschnitt ca. 7,5 cm und zeitweise bis zu 20 cm. Deshalb gibt es eine Art Ebbe und Flut. Der Grund dafür sind wechselnde Windeinwirkungen der umliegenden Berge.

 

Der Lake Wakatipu ist übrigens 84 km lang (der zweitlängste in Neuseeland. Der längste ist Lake Taupo). Im Durchschnitt ist er 300 Meter tief. Die tiefste Stelle misst sogar 410 Meter. Seine Temperatur lädt nicht gerade zum Baden ein, obwohl ich etliche mutige "Schwimmer" gesehen habe. Ganzjährige misst er +/-  eisige 12 °C, da er von Gletschern gespeist wird, Bibber!

 

P.S. Während ich diesen Text schreibe, sitze ich im T-Shirt und in Shorts am Strand. Am See, umgeben von Bergen. Life is good!


Vorsorgliche Ankündigung

Langsam sollte ich meine Reise mal fortsetzen. Ich bin schon eine ganze Woche in Queenstown. Darum transferiere ich morgen nach Tekapo. Dort gibt es eigentlich ausser einer Kirche und dem See nichts. Tekapo ist berühmt für klaren Sternenhimmel. Man soll dort die Milchstrasse sehr gut sehen. Jetzt sind aber die Wettervorhersage so lausig (Regen und Gewitter), dass ich nicht weiss, ob aus der nächtlichen Sternenguckerei etwas wird. Allenfalls würde ich mir dann kurzfristig einen schreibfreien Tag gönnen. Wir werden es sehen.


Grüsse des Tages

Liebe Grüsse an meinen Fotografen-Freund, André S. aus Ziiri. Er hat schon vor meiner Abreise prognostiziert, dass ohne mich die Fasnacht nicht stattfinden kann. Hättest du bloss nicht so laut gedacht, André. Jetzt bist du Schuld an der Misere. 😉 Aber unser Date für die Fasnacht 2021 steht trotzdem.


Erkenntnisse des Tages

  • Socken können auch in neuseeländischen Waschmaschinen verloren gehen. Leider die teuren Wandersocken.
  • Ich schaffe es einfach nie, den Tee warm zu trinken. Immer vergesse ich, dass ich einen zubereitet habe und dann ist er kalt.
Sicher ist sicher
Sicher ist sicher
Herrliche Aussicht
Herrliche Aussicht
Blick in den Maschinenraum
Blick in den Maschinenraum
Galerie auf dem Unterdeck mit historischem Bildmaterial
Galerie auf dem Unterdeck mit historischem Bildmaterial
Schon wieder Sturmfrisur
Schon wieder Sturmfrisur
Die Walter Peak Farm
Die Walter Peak Farm
No filter!!
No filter!!

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Kommentare: 1
  • #1

    Manfred (Dienstag, 03 März 2020 04:10)

    Die Bilder sprechen für sich! Da hat Dir der Wind die Haare aber schön zersaust! Ja, so ist‘s gut! Lass dich vom Winde verwehen und geniesse einen schreiblosen Tag ohne Stress! Ich freue mich aber trotzdem schon auf deinen nächsten Bericht! Machs gut, dein Leseschaf.