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Der nasseste Ort Neuseelands

Neun Meter pro Jahr regnet es in Milford Sound.

 

**** Eigentlich gäbe es gerade brisantere Themen, als meine Berichterstattung. Die Absage der Basler Fasnacht nämlich! 😱 Mir fehlen die Worte, obwohl ich ja sowieso nicht dabei gewesen wäre. Komplett übertriebene Panikmache, was da gerade abgeht. Meine Meinung.

Dennoch … Keeping up Appearances oder Business as usual. Hier kommt mein Tagebucheintrag für heute Freitag. Zur Ablenkung für alle traurigen Fasnächtler. *****

 

Früh aufstehen (Treffpunkt 06.50 Uhr). Fünfeinhalb Stunden Busfahrt hin. Eineinhalb Stunden Bootstour. Fünfeinhalb Stunden Busfahrt zurück. Die nüchterne Zusammenfassung meines Tages. Jetzt tut mir nicht nur der Rücken weh von der gestrigen Massage, sondern auch der Hintern vom vielen sitzen.

 

Natürlich ist das überspitzt formuliert. Denn der Fjordland National Park ist grandios. Der Weg nach Milford Sound führt durch überwältigende Bergpanoramen, vorbei an Seen, Flüssen und Wasserfällen, durch Urwald und karge Landschaft. Bis es nicht mehr weiter geht. Erschaffen wurde dieses Naturschauspiel über Millionen von Jahren durch Gletscher, die die Klippen geschliffen haben. Ideale Kulisse für Herr der Ringe und Mission Impossible 6 (Helikopterszenen mit Tom Cruise).

 

Nebelschwaden überzogen heue Morgen die Ebene. Weil es geregnet hatte, waren die Wasserfälle zahlreich. Nicht zu Unrecht nennt sich Milford Sound "Waterfall capital of New Zealand".  Einige trocknen aber aus, sobald die Sonne sich zeigt und kommen erst beim nächsten Regen wieder zum Vorschein. Geregnet hat es Mitte Januar zur Genüge. So heftig (1 m in kürzester Zeit), dass der Milford Highway überschwemmt wurde. Ganze Strassen wurden unterspült, Brücken weggerissen, Hänge sind ins Tal gerutscht. Umgeknickte Bäume und auf der Strasse liegendes Geröll zeugen davon. Bauarbeiter sind mit Hochdruck damit beschäftigt, aufzuräumen und die Strasse wieder in Stand zu stellen.

 

Rund 200 Touristen, die damals auf dem Milford Track unterwegs waren (54 km, 4-Tageswanderung), wurden von den Unwettern überrascht und mussten ausharren, bis Hilfe nahte. Sie wurden von den Rettungskräften ausgeflogen. Bis heute ist diese Wanderroute gesperrt. Was für diejenigen, die in den kommenden Wochen auf die Tour wollten, etwas ungünstig ist. Den Milford Track bzw. die einfachen Übernachtungshütten muss man nämlich Monate im voraus buchen. Es gibt quasi ein Wanderkontingent. Ist das ausgebucht, kann man die Tour nicht machen. Die Menschen kommen aus allen Herrenländern, um "die beste Wanderung der Welt" zu machen (sagt Lonely Planet). Das garstige Wetter hat nun einigen einen Strich durch ihre Reiseplanung gemacht.

 

Wegen dieser schlimmen Unwetter ist die Strasse für den Individualverkehr gesperrt. Bis auf Weiteres. Nur Reisecars und touristische Kleinbusse im Konvoi dürfen seit 21. Februar passieren. In festgelegten Zeitfenstern. Immerhin. So können die Bauarbeiter einigermassen in Ruhe ihren Job machen. Verpasst der Carchauffeur allerdings seine Konvoi-Zeit, wartet er zwei Stunden bis zum nächsten Zeitfenster.

 

Wir fuhren in unserem Sightseeing-Car mit Glasdach durch urwaldartige Wälder. Wie eine Schneise, die durch den Dschungel geschlagen wurde, sah es aus. Moosbewachsene Bäume reckten ihre Äste wie Arme auf die Strasse. Zuoberst auf den Berggipfeln hatte es ein wenig Schnee. Greg, unser Fahrer, wies uns auf die gelblich-beigen Flecken auf dem Schnee hin. Ascheablagerungen von den Buschbränden in Australien. Das Zeugs hat es bis hierin geweht. Dann passierten wir den 45. Breitengrad. Warum ich das so genau weiss? Am Strassenrand steht extra ein Schild.

 

Nach fünfeinhalb Stunden (ab Queenstown) kamen wir endlich im Hafen an, wo die Schiffe auf uns warteten. Und ein Buffet-Mittagessen. Das Wetter war mässig die Bootsfahrt trotzdem lustig. Ich habe mich mit einem jungen Neuseeländer unterhalten, Peter. Er arbeitet bei Air New Zealand. So viel ich verstanden habe als Flight Attendant, oder wie das heute korrekt heisst. Peter machte einen auf "Tourist im eigenen Land" und ihm gefiel es genau so gut wie mir. 

 

Und zum Schluss noch Marketing auf Kiwi Art: Da gibt es irgendwo eine Stromschnelle. Dann nennt man sie Devils Staircase, stellt ein Schild auf und baut einen Parkplatz. Schon pilgern die Leute in Scharen hin. So geht das.

 

P.S. Zeitgleich mit der Pressekonferenz des Bundes wurde auch hier in Neuseeland der erste Fall kommuniziert. In Auckland wurde eine Frau, die aus dem Iran zurückkam, positiv auf das Virus getestet.


Grüsse des Tages

Liebe Grüsse an alle meine traurigen Fasnächtler-Freunde. Mir fehlen die Worte. So eine unfassbare Geschichte. Und was das für die Wirtschaft heisst? Hotels, Restaurants, die die Hälfte ihres Jahresumsatzes an der Fasnacht machen. Und was ist eigentlich mit all den Pendlern, die sich täglich dem "Gekodere" in den Zügen aussetzen müssen? Das geht dann wieder. Das ist zur normalen Grippesaison schon eine Zumutung und ein garantierter Ansteckungsherd. Kopfschüttel ohne Ende.


Anmerkung zu Krähe's Kommentar

Genau. Krähen zum Beispiel. 😂


Erkenntnisse des Tages

  • Fjordland National Park wird jedes Jahr durch mind. 24'000 Erdbeben erschüttert.
  • Hab ich’s schon erwähnt? Es gibt nirgendwo auf der Welt so schöne Wolken wie in NZ.
  • Ich muss neue Musik downloaden. Das alte Zeugs wird langweilig.
  • Wieder mal das kleine Glück: Im ersten Car zu sitzen, der am Rastplatz ankommt. Dadurch zuvorderst in der WC-Schlange.
  • Ich freue mich, alle Lord of the Ring und Hobbit Filme nochmals zu sehen, in der Hoffnung, dass ich einige Film Locations wiedererkenne.
  • Wenn Kiwis US Embassy sagen, meinen sie McDonalds.
  • Ich gleiche der Schauspielerin Reese Whiterspoon. Findet zumindest Janice, die Australierin, mit der ich mich heute auf dem Schiff nett unterhalten habe.
  • Ein Gramm Manuka Honig hat einen "Strassenwert" von einem Dollar. Ziemlich teures Zeug.
  • Manchmal sieht man vor lauter Schafe die Wiese nicht mehr.
  • Die giftigsten Schlangen in Neuseeland: Politiker und Immobilienmakler (gemäss Greg)
Vom Winde verweht
Vom Winde verweht
Da sass die Frisur noch
Da sass die Frisur noch
Car mit Aussicht
Car mit Aussicht
Am Ende der Welt angekommen
Am Ende der Welt angekommen

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Kommentare: 2
  • #1

    Sibylle (Freitag, 28 Februar 2020 21:43)

    Liebs, trotz dr Absag � wird ich d Staldercréme am Suntig uffmache und anstatt Schokoladecréme pfyffe, wird sie gsunge und fest an de dänggt �

  • #2

    Astrid (Freitag, 28 Februar 2020 22:01)

    Schokoladecrème, Schokoladecrème... Ich find sicher au irgendwo eini. Bi mir wärs denn eifach s Zmorge am Mändig. ;-)