Besuch im Larnach Castle

Diese Nacht schlafe ich in einem Schloss. Also im Pferdestall.

Ich wollte schon immer Prinzessin werden. Mein heimlicher Traum. Aber falls das nicht klappt, versuche ich es mit Schlossgeist. Und zwar im Larnach Castle auf der Otago Peninsula. Gut 20 Minuten Autofahrt von Christchurch. Dorthin hat mich Taxifahrerin Penelope, nach dem Check-Out in Hogwartz, gebracht. Nachdem ich stundenlang recherchiert und verglichen habe, stellte sich nämlich heraus, dass ein Taxi die billigste, einfachste und schnellste Transportmethode nach Larnach ist. Wir sind ja nicht in der Schweiz, wo eine Taxifahrt ein halbes Vermögen kostet.

Das Herrenhaus thront stolz auf einem sonnigen Hügel mit fantastischem Ausblick über die Halbinsel. Einst wurde es von einem (ursprünglich aus Australien stammenden) Bankier, Kaufmann und Abgeordneten namens William Larnach für seine erste Frau gebaut. Nach seinem Tod (und weiteren zwei Ehefrauen) verfiel das Schloss leider. Bis es 1967 (Anmerkung der Redaktion an Krähe: Jahr der Ziege) von Margaret und Barry Barker auf ihrer Hochzeitsreise entdeckt wurde. Sie kauften es vom Fleck weg, restaurierten das alte Gemäuer über viele Jahre und öffneten es für Besucher. Margaret Barker wirkt heute noch täglich im Schloss und auch einer ihrer Söhne arbeitet hier.

Larnach Castle ist das einzige Schloss in Neuseeland und zieht viele Besucher aus dem In- und Ausland an. Scharenweise werden die Touristen mit Bussen hierhin gekarrt. Dennoch ist es erstaunlicherweise angenehm, weil sich die Meute verteilt auf die Gärten, das Haus und das angrenzende Café. Und die Busse bleiben kaum länger als eine Stunde.

Ich habe mir einen Audioguide geschnappt und bin gemächlich durchs Haus spaziert. Durch alle vier Stockwerke bis auf den Turm. Und die Gartenanlage. Abends bin ich aber nicht wie alle anderen Touristen abgereist, sondern habe im Pferdestall eingecheckt. Der wurde nämlich im 1. OG zu Gästezimmern umfunktioniert. Insgesamt 12 Zimmer mit Gemeinschaftsbad gibt es in den alten Stallungen. Ich finde, ich habe das schönste erwischt. Es ist saugemütlich hier.

Die Gastgeber bieten exklusiv für Übernachtungsgäste ein Abendessen in den Schloss-Räumlichkeiten. Einen Dreigänger, den man vorgängig bestellen muss. Weil ich nicht motorisiert bin und es deshalb fast unmöglich ist, ausserhalb zu essen, habe ich mich dafür angemeldet. Die beste Entscheidung überhaupt. Denn das war mein bisher schönster Abend, seit ich diese Reise angetreten habe.

Ich hatte das Glück tatsächlich im offiziellen Dining Room Platz nehmen zu dürfen mit 11 anderen Gästen. Alles Europäer (2 x Schweiz, 4 x Schweden, 5 x UK). Schnell kamen wir ins Plaudern: "Woher kommt ihr? Wie lange bleibt ihr? Was habt ihr schon gemacht in Neuseeland? Wo geht es als nächstes hin? Ah, da war ich schon, kann dir deshalb dies und jenes empfehlen. Sprechen alle Schweizer drei Sprachen? Versteht ihr euch überhaupt untereinander?" Drei Stunden lang ein riesen Geschnatter. 

Mein Platz war am Tischende und zu beiden Seiten sass je ein schwedisches Ehepaar. Natürlich habe ich sofort erzählt, dass ich angeheiratete "schwedische Familie" habe. Meine Schwägerin Annika. Das eine englische Paar kommt aus Ashford/Kent und unglaublicherweise war ich da schon einige Male meine brasilianische Freundin Fernanda B. besuchen. Sie lebt mittlerweile dort mit ihrem englischen Mann und den Kindern. Und das Schweizer Paar (Pesche und Erika) kommt natürlich aus der Region Bern. Hejo, woher denn sonst.

Ich hatte so viel Spass und mich so gut unterhalten. Ein wirklich fantastischer Abend.

P.S. Ich habe neuerdings eine Reisegefährtin (Namensvorschläge willkommen). Sie nervt ein wenig, weil sie so gerne fotobombt. Seht selbst. 

Schweden, da kann nur jemand in Frage kommen. Darum liebe Grüsse nach Mora an die Schwiegereltern meines Bruders, Eva-Marie und Peter S., und viel Spass beim Wasalauf.

• Ich habe Lust auf Cordon Bleu.
• Hogwartz war das beste Backpackers Hostel, in dem ich bis jetzt logiert habe. Ein tolles Haus mit coolen Leuten. Dort fühlte ich mich fast ein bisschen heimisch.
• Ich liebe den Geruch von Nadelbäumen.