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Auf Pinguinsuche

Wenn ein Dorf den Namen Penguintown verdient hätte, dann Oamaru.

 

Als ich gestern nach 18 Uhr in Oamaru ankam, dachte ich 😱 was für ein verschlafenes Nest. Absolut nichts los. Da auch hier alle Geschäfte um 17 Uhr dicht machen, wähnt man sich abends in einer Geisterstadt. Wären da nicht eine Handvoll Restaurants und Bars, die knapp bis 22 Uhr geöffnet sind. Tatsächlich zeigte sich heute bei Tageslicht aber, dass es hier doch einiges zu sehen gibt.

 

Zum Beispiel das Victoria Precinct, das viktorianische Viertel am Hafen. Hier ist die Zeit stehen geblieben. Fantastisch die alten Gebäude in diesem kurzen Strassenabschnitt. Wie zu Zeiten Queen Victoria‘s. Es fehlen lediglich die elegant gekleideten Damen und Herren dieser Zeit und eine Pferdekutsche, die um die Ecke biegt. Ich konnte das Hufgetrampel förmlich hören. Neben einer holländischen Bäckerei findet man hier Cafés, Handwerks- und Souvenirläden, eine Kunstgalerie sowie eine Fotografin, die einem nach viktorianischem Vorbild einkleidet und ablichtet. Da ich mich als Fasnächtlerin ja genug oft verkleide, habe ich diesem Laden keine grosse Aufmerksamkeit geschenkt.

 

Eine weiter Attraktion oder ehe Kuriosität ist Steampunk HQ. Ein irres Kunstprojekt zu Ehren des Steampunk-Genres: alte Maschinen - Überbleibsel aus dem Industriezeitalter des vorletzten Jahrhunderts - irgendwie zusammengebaut oder umgenutzt. Eine Mischung aus Tinguely, Star Wars, Mad Max II und H.R. Giger. Man könnte auch sagen, ein Schrottplatz, für dessen Besichtigung 10 Dollar Eintritt verlangt wird (die aber jeden Cent wert sind). Dort gibt es auch diese Kunstinstallation / Lichtshow, die sich das Portal nennt. Gemeint ist das Portal zu einer anderen Welt. Man nehme ein wenig Matrix, Schneeflocken, Kirschblüten, Räppli (Konfetti für nicht Basler) sowie Glühwürmchen. Voilà. Das Portal ist ein ca. 10 m2 grosser Raum, der dank Spiegeln unendlich riesig scheint. Verschiedene Lämpchen, die die Farbe wechseln und passende Musik gaukeln einem tatsächlich vor, in eine andere Galaxie zu reisen. 

 

Ein Bett im Hexenhaus

Noch ein paar Worte zu meiner Unterkunft. Ausgeflippt trifft es nur am Rande. Das Swaggers Backpackers gehört Agra. Die 71-jährige ist vorsichtig formuliert etwas durchgeknallt. Eine verkappte Esoterikern würde ich mal sagen. Mit 60 hat sich die Mutter zweier Söhne (beide leben in London und sind 29 und 40 Jahre alt - der Jüngere ist aktuell zu Besuch mit seiner Freundin) nochmals an der Uni eingeschrieben, um Psychologie sowie Sozialarbeit zu studieren. Na ja, es ist nie zu spät für einen Neuanfang. Ich sollte mir ein Beispiel nehmen (vielleicht doch noch für die Polizeischule anmelden? 🤣)

 

Agra lebt mit ihrer Hündin Laika (because all kids like her = laika) in dem etwas heruntergekommenen Haus. Sie bietet auf kleinstem Raum etwa 15 Betten an. „Schiiterbiigi“ ist angesagt. Ich habe zum Glück das einzige Doppelzimmer zur Alleinbenützung ergattert. Sie war zwar schockiert, dass ich bereit bin, als Einzelperson NZD 240 (190 Franken) für zwei Nächte zu zahlen. Aber ich bin dankbar für ein wenig Privatsphäre. Netterweise hat sie mir für die zweite Nacht spontan nur NZD 100 anstelle von 120 verlangt. Sie würde mich einfach als No-Show bei booking.com melden. Dann müsse sie denen die NZD 20 Kommission nicht abgeben. Cleveres Mädchen. Gut für mich.

 

Das Eckhaus ist völlig überstellt, chaotisch, unaufgegräumt und ich frage mich, wo genau Agra haust. Der Garten sieht in etwa so aus wie das Haus... überwuchert. Trotzdem hat es etwas erfrischendes und abenteurliches hier zu wohnen. Spontan hat mir Agra nach Ankunft ein Bier offeriert. Als eine Stunde später noch ein Koreaner eingecheckt hat, hat sie uns kurzerhand ins Auto verfrachtet und eine kleine Stadtrundfahrt unternommen. Dabei zeigte uns Agra ein paar wichtige Orte. Nämlich diejenigen, wo man Pinguine findet. Hier watscheln die süssen Federviecher nachts nämlich einfach so durch die Strassen.

 

Was watschelt da durch die Nacht

Im alten Steinbruch etwa 15 Gehminuten ausserhalb von Oamaru, lebt eine Pinguinkolonie in einem Schutzgebiet. Blue Penguin, wie sie heissen, ist die kleinste Pinguinart der Welt (nur 30 cm gross und 1 kg schwer). Sie gibt es nur in Australien und Neuseeland. Die putzigen Tiere sind tagsüber im Meer auf der Jagd nach Nahrung. Nach Einbruch der Dunkelheit kommen sie zurück an Land zu ihren Nestern. Dann klettern sie über die Felsen und watscheln zu ihren Brutplätzen. Einige befinden sich in diesem Schutzgebiet. Andere aber rund um den Hafen und in leerstehenden Gebäuden im viktorianischen Viertel. Agra zeigte uns die entsprechenden Löcher in den Häusern und wo wir nach ihnen suchen müssen. 

 

Warm eingepackt und mit Taschenlampen bewaffnet (da wären wir wieder beim Thema "bis unter die Zähne bewaffnet") machte ich mich an meinem ersten Abend mit meinen Backpacker-Gspänli Jill (GB), Phil, Jessica (beide USA) und Young (Korea) auf die Suche. Und wir waren tatsächlich erfolgreich. Also eigentlich latschen einem die Dinger praktisch vor die Füsse. Dieses Spektakel ist eine echte Sensation. Und die Pingus sind ja so knuffig, wie die da rumwuseln. Auf und ab und manchmal mit einem ziemlichen Gezeter, wenn ihnen was nicht passt.

 

Heute Abend war ich noch im Schutzgebiet an einer "Touristen-Abendshow". Man kann da nämlich von einer Tribüne aus beobachten, wie die Tiere aus dem Meer zurückkommen, die Felsen hochkraxeln und sich neben den faul rumliegenden Robben vorbeischleichen. 61 Pingus habe ich gezählt und einige davon sind einen Meter von mir entfernt vorbeigewatschelt. Unbeeindruckt von all den Menschen, die sie anstarrten. Beim Gehen wackeln die so lustig mit dem Hinterteil. Zuckersüss sage ich euch. Die will man am liebsten packen und knuddeln. Ich habe mir stattdessen einen Plüschpinguin zum Kuscheln gekauft. Man ist "efangs" mit wenig zufrieden.


Grüsse des Tages

Bei Pinguinen kommt natürlich nur eine Person in Frage. Meine liebe Freundin und Ex-Arbeitskollegin Esin C. Der grösste Pinguinfan auf diesem Planeten. Das Pendant zu meiner Schafleidenschaft. Ein herzlicher Gruss an dich, liebe Esin. Das ist dein Paradies. Hier musst du unbedingt mal hin.


Erkenntnisse des Tages

  • Es gibt tatsächlich eine Blue Penguin Church. 😱
  • Ich muss mich kürzer halten. Dieser Text ist so lang geworden, dass ich zur besseren Lesbarkeit Zwischentitel einfügen musste.
Dieses Schild ist tatsächlich echt
Dieses Schild ist tatsächlich echt
Watschel, watschel ... meine Nachhausebegleitung
Watschel, watschel ... meine Nachhausebegleitung
Wer findet die Robbe?
Wer findet die Robbe?
Die tun auch nichts anderes, als faul rumliegen
Die tun auch nichts anderes, als faul rumliegen
Shags soweit das Auge reicht (eine Art Kormoran, glaube ich zumindest)
Shags soweit das Auge reicht (eine Art Kormoran, glaube ich zumindest)
Viktorianisches Viertel
Viktorianisches Viertel
Vikotrianisches Viertel
Vikotrianisches Viertel
Steampunk Museum
Steampunk Museum
Steampunk Museum
Steampunk Museum
Steampunk Museum
Steampunk Museum
Das Portal
Das Portal
Aussicht von meiner Unterkunft
Aussicht von meiner Unterkunft

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Kommentare: 4
  • #1

    Gotti Heidi (Donnerstag, 20 Februar 2020 20:42)

    Super intressant din längi Tagesbricht ond danke das mi weder erinneret hesch dass me Räppli seit ond nid Fasnachtsfötzeli hihi.
    Nur falls ig a d Fasnacht of Basel go.

  • #2

    Priska (Donnerstag, 20 Februar 2020 21:09)

    Liebe Astrid
    Das Steampunk Museum wäre def. etwas für Rafael gewesen!
    Vielen Dank, dass Du uns durch Deine Berichte an Deiner Reise teilhaben lässt.
    Take care und geniesse es weiterhin!

  • #3

    kiwihanni (Donnerstag, 20 Februar 2020 21:33)

    jedesmol wird a t esin c. dänkt��gooht mir au eso.....du machsch mir e so e grossi freud mit dim blog-denn i ka somit fascht live mitreise.....i schwelg grad wiider i einnerige obwohl das scho e zytli her isch....si mini erinnerige grad wiider früsch❤️dunedin muesch du au gseeh...du meinsxh du bisch i schottland...aber kei angsch -t'männer hei dört keini röckli aah��

  • #4

    Esin C. (Donnerstag, 20 Februar 2020 22:57)

    wie lieb vo dir astrid! danke � mini grüess vom tag gönd au a di und a mini watschlende liebling. �❤️ jetzt bin i richtig niidisch uf dini reis. grüess au and kiwihanni (jeeedes mol) und an die verruckti agra � (schad git‘s kei fötteli vo ihre). glg & e diggi umarmig