Zugfahrt ins Blaue

Glacier Express nach Kiwi Art. Mit Meer anstatt Schnee.

Ich fasse es nicht, wie schön das hier ist, in Picton. So ein munzig kleines Dorf. Aber diese Aussicht. Die Gemütlichkeit. Der wunderbare Yachthafen. Und das Café Seabreeze mit Blick auf den Queen Charlotte Sound (Name der Meerenge), fetzigen Oldies im Radio und einem leckeren Müsli zum Zmorge. Was für ein Start in den Tag. 

Gestärkt mit Kaffee (wisst ihr übrigens, was Depresso ist? Der Zustand, in den man verfällt, wenn einem der Kaffee ausgeht 😂) beobachtete ich die Morgenfähre beim Auslaufen, spazierte die High Street rauf und runter und liess keinen Souvenirladen aus - ich konnte mich beherrschen, bis auf ein Blingbling-Armband (das dreiteilige vorne im Bild). Da ich noch genügend Zeit hatte, „wanderte“ ich die 20 Minuten zum Harbour View Aussichtspunkt hoch. Schliesslich ist es heute eine Woche her seit meiner Monsterwanderung (übrigens 34’180 Schritte). Ich darf nicht aus der Übung kommen. Was für eine Ausicht mich da erwartete! Fun Fact: Beim Runterlaufen - ihr werdets nicht glauben - merkte ich, dass auch meine Sneaker den Geist aufgeben. Auch hier löst sich langsam die Sohle. Ich fasse es nicht.

Ich genoss den Vormittag also in vollen Zügen. Was eine perfekte Überleitung ist, zu meinem nächsten Transportmittel: den Coastal Pacific. Eine der drei Zugstrecken von Kiwirail, der „Great Journeys of NZ“. Also eine Touristenattraktionen, wie der Glacier Express. Ich hatte mir ein Ticket für die Bahnfahrt (ratet mal, an wen meine heutigen Grüsse gehen) nach Kaikoura besorgt, anstatt den Bus zu nehmen wie sonst.

Im Schneckentempo tuckert der Zug der Küste entlang. Kein Wunder benötigt er für die kurze Strecke nach Kaikoura drei Stunden. Lustig zuzusehen, wie Schafe und Rinder ins Weideninnere flüchten, vom Bahngleis weg, wenn der Zug naht. Die Strecke wird aber durch Reben dominiert. Marlborough, wie diese Gegend heisst, ist eine der Weinhochburgen hier auf der Südinsel. Die Landschaft war mal wieder faszinierend abwechselnd. Mal hügelig, mal flach, dann das Meer. Da der Zug nicht voll war, hatte ich einen modernen Zweiersitz für mich alleine und konnte am Fenster sitzen und staunen. Direkt hinter der Lok gab es eine seitlich offene Aussichtsplattform. Von dort durfte man während der Fahrt frische Luft schnappen und die Landschaft bewundern. Gegen halb fünf abends fuhr der Coastal Pacific in Kaikoura ein. Ich holte meine Siebensachen aus dem Gepäckwagen und marschierte die Viertelstunde zum Holiday Park, ein Campingplatz. Dazu mehr, in einem der nächsten Berichte. 

Und dann habe ich doch tatsächlich mein neues Armband auf dem Weg vom Bahnhof Kaikoura zu meiner neuen Unterkunft, verloren. Wie gewonnen, so zerronnen. Wenigstens habe ich ein Foto davon. 🤦🏼‍♀️

Ich habe den richtigen Moment abgewartet um meine Ex-Gspänli bei der BLS zu grüssen: Barbara W., Steffi K., Edith W., Helene S., Stefan D., Matthias A., Tamara T., Miriam Z., Harry T., Steph H., Olivier B., Alvaro A., Tanja E., Basil S., Aline J. Jetzt, wo ich eine Strecke mit dem Zug fahre, ist doch der ideale Zeitpunkt dafür. Ein herzlicher Gruss an euch alle nach Bern. 

Übrigens, hier gibt’s nur ungesicherte Bahnübergänge. Dazu kann ich nur sagen: #EinspurigeStrecke #Langsamfahrstelle #PotenzielleTrümmerwurfzone #SympathischeFlächenpräsenz #Spaltweiche #Dieselkatze #Kurvenbegradigung #Schlupfwellen #Nutzlängeneinkürzung #Druckgelenkschäden 

🤣🤣🤣

• Es sind mehr junge Frauen alleine als Backpacker unterwegs, als Männer.
• Nicht rezeptpflichtige Medikamente kauft man hier unkompliziert aus dem Supermarktregal. 
• Wenn sich Möwen ankeifen, bekommen sie ganz kleine und böse kuckende Schlitzaugen. (@Daniela S. und Battermänsch: erinnert mich an Daniela‘s Vogel-Erkenntnis 🤣)
• Diese amerikanischen Reisegesellschaften. Alle mit Namensschildern. Ein Gräuel!