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Schlammbad in der Hölle

Natürlich komme ich in die Hölle. Aber durch den Personaleingang. 😀 Ob ich den Schlamm jemals wieder aus meinem Bikini bekomme?

 

Ich kann es kaum glauben und muss doch schmunzeln. Da schleppe ich meine Wanderschuhe den ganzen weiten Weg bis nach Neuseeland, nur um hier nach der ersten zweistündigen Wanderung festzustellen: sie sind kaputt. Auf den letzten Metern fing die Sohle an, sich vom Rest des Schuhs (ich sag nur Meindl) zu verabschieden. Sie verstanden sich offenbar nicht mehr. Ich habe es gerade noch so zum Parkplatz zurück geschafft und sie dort an Ort und Stelle in einem Abfalleimer entsorgt. Dabei wäre es ganz gut auch mit Turnschuhen gegangen. Andere machten den gleichen Weg in Adidas-Latschen. 😳 Aber ich wollte unbedingt die frisch geputzten Wanderschuhe ausführen. Tja, nun haben sie in einem Toilettenhäuschen am Blue Lake ihre letzte Ruhestätte gefunden. Und ich habe plötzlich viel mehr Platz in meinem Gepäck. 😁

 

Um zum Lake Tikitapu oder eben Blue Lake zu gelangen, habe ich heute ein Auto gemietet. ÖV Verbindungen gibt es dorthin leider keine. Als ich gegen 11 Uhr den Mietwagen auf dem Parkplatz abstellte, war noch nicht viel los und ich bin sogleich losmarschiert. Der Blue Lake Track führt durch dichten Urwald, dann wieder ein Stück der Strasse entlang, dann direkt am See. In 90 Minuten einmal um den Lake. Auch heute ist es kaum in Bildern darzustellen, wie zauberhaft die Natur dort ist. Auf halber Strecke habe ich eine Dame kennengelernt, die mich angequatscht hat, woher ich sei. Das ist sowieso immer und überall die erste Frage. Ob Touris oder Einheimische, alle wollen wissen aus welchem Land du kommst. Die Mittsechzigerin stellte sich mir als Susanne, ledig Bachmann vor. Ihre Eltern seien aus Madiswil in der Schweiz nach NZ ausgewandert. Das bewies sie mit einem breiten "Grüezi" und vereinzelten deutschen Wörtern, die sie während unseres Gesprächs einwarf. Metzger sei ihr Vater gewesen und hätte so feine Bratwürste gemacht. Auch sie hat einen Schweizer geheiratet. Aus Alpnach.

 

Zurück am Ausgangsort, nach dem Wanderschuh-Debakel, bin ich in meinen Bikini geschlüpft und in den See gesprungen. Herrlich diese Abkühlung. Allerdings nicht allzu lange. Das Wasser war doch recht kalt. Wer das Bild unten genau betrachtet, sieht, dass sogar mein Mini-Wickelfisch mit nach NZ durfte (gelber Fleck, links auf dem Badetuch) und heute zum ersten Mal zum Einsatz kam. Ah, stimmt nicht, gestern schon. Dort aber nur als Handtasche.

 

Den zweiten Teil des Tages verbrachte ich in der Hölle. Nach dem Motto: Meisterin nimm Platz, oder so. Hell's Gate heisst das geothermische Schutzgebiet, das ich besuchte. Allerdings interessierte mich heute nur das Spa. Als Besonderheit bietet Hell's Gate neben den üblichen heissen Thermalbädern nämlich ein Schlammbad. Da sitzt man rein, kratzt den Schlamm vom Boden und schmiert ihn auf den ganzen Körper (wüsch dr Drägg ewägg - ewägg - ewägg). Das habe ich genüsslich getan mit einem Paar aus Jaipur und drei Australierinnen aus Brisbane. Auch hier wiederum grosses Thema: Woher kommst du? Und bei den Australierinnen: Wie schlimm ist das wirklich mit den Buschbränden. Da ich später auch im Schwefelbad sass, darf ich nun 24 Stunden keinen Schmuck tragen. Sonst oxidiert das Zeugs. Gut war's angeschrieben. Hätte ich jetzt so spontan nicht gewusst.

 

Nach der Hölle kam ich in den kulinarischen Himmel. Rotorua Night Market nennt sich das und findet jeden Donnerstag zwischen 17 und 21 Uhr statt. Ein Strassenabschnitt im Zentrum wird gesperrt und zu einem Streetfood Festival umfunktioniert. Ein paar wenige gewöhnliche Verkaufsstände hat es auch. Ich habe mich einmal die Strasse rauf und runter gegessen (Blueberry Yoghurt Icecream, Dumplings, Frühlingsrollen, Okonomyaki, Passionsfrucht & Kokosnuss Cupcake - in dieser Reihenfolge). Beim Raclette konnte ich mich zurückhalten. Ansonsten muss ich mir von Manfred wieder was anhören. 🙈 Dann war da noch dieser super Strassenmusiker, der auftrat. Als er "Cry to me" aus Dirty Dancing anstimmte, ging ich voll ab. Ein toller Abend.

 

Irgendwann bin ich zurück zum Hotel gerollt und habe dabei das indische Paar vom Schlammbad wieder getroffen. Dieses Mal schlammfrei.

 

Zum Schluss eine Frage an MaPi: Ist das Päckli aus Auckland schon angekommen?


Grüsse des Tages

Die gehen heute ans Gotti und Bruno, irgendwo zwischen Brugg und Meisterschwanden. An welchem Jassturnier trumpft ihre gerade auf? Ich wette in Arosa. 


Anmerkungen zu Manfred‘s Kommentar

Kurven kratzen inkl. Vesperplattengenuss hört sich gut an. Wir haben einen Deal. Die Töffsaison startet ja dann, wenn ich heimkomme. Pilze mag ich auch. Besonders im Risotto. Das kann ich gut.

 

Spiritus Sanctus Cactus 😂. Ich kenn mich da nicht aus, glaube aber kaum, dass es im Original so heisst. Der Weihnachtsstern musste übrigens nicht leiden.


Erkenntnisse des Tages

  • Gewisse Dinge entziehen sich meiner Logik: Waschmaschine im Gartenhäuschen des Hotels darf man wegen des Lärms erst ab 11 Uhr benutzen. Um 08.45 macht aber ein Möchtegern-Pianist auf dem Klavier in der Lobby einen auf Mozart. Macht ja keinen Krach.
  • Holden Barina: Kein Auto, das man gefahren haben muss. Klapperkiste.

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Kommentare: 4
  • #1

    MaPi (Donnerstag, 30 Januar 2020 19:36)

    Leider ist Dein Paket noch nicht angekommen. Vielleicht ist es in Swasiland oder in Schweden gelandet? Möglicherweise ist es auch im Schlammbad versunken und wartet nun in der Hölle auf Dich!
    Hauptsache Du hast Dich aus der Hölle in die Food-Street gerettet.
    Weiterhin viel Spass.
    MaPi

  • #2

    Gotti Heidi (Donnerstag, 30 Januar 2020 19:42)

    Ja liebe Astrid, das Jassen gehört immer noch zu Bruno's grösstem Hobby. Gut so, denn so können wir nach einem Saujass gleich unseren Fleischvorrat wieder vergrössern!!!
    Eine Arosawoche ist erst Mitte März angesagt, wir warten bis es noch mehr Schnee gibt �.
    Übrigens habe ich vor Jahren auch schon solche Wanderschuhe entsorgt�.
    Ich glaube auch .... Meindl �
    Ich wünsche dir weiterhin ganz viele tolle Erlebnisse. Ich warte immer sehnsüchtig auf deinen Tagesbericht.
    Es liebs Grüessli usem Aargau.

  • #3

    Manfred (Donnerstag, 30 Januar 2020 22:34)

    Die Geschichte zum Schuhdebakel weckt eine fast vergessene Geschichte aus meinem Fundus ins Leben! Vor ca. 30 Jahren hatte ich in der Innenstadt von Bern ein durchaus vergleichbares Erlebnis! Damals, als Schnittblumenverkäufer (ja, auch das hab ich mal für ein halbes Jahr lang gemacht) ging ich in ein Restaurant zum Essen! Beim Eintreten starrten mich alle Gäste inklusive Chef de Service völlig entgeistert an! Schliesslich ertönte immer lauter werdendes Gelächter und ich wurde zunehmends unsicherer! Als zu guter Letzt eine (durchaus attraktive) Serviceangestellte das Servicetablar samt Getränke fallen liess und krampfhaft verlegen versuchte ihr Lachen zu unterdrücken, bemerkte ich ihren Blick, der an meinen Schuhen (oder Besser, was davon noch übrig war) haften blieb! Sie prustete und keuchte mit den Gästen um die Wette und konnte sich kaum erholen! Bereits zuvor hatte ich bezüglich meiner Füsse ein komisches Gefühl! So kühl und unwirklich! Als ich schliesslich, vor Scham errötet, einen Blick nach unten wagte, präsentierte sich mir ein schier unglaubliches Bild! Meine beiden Schuhsohlen hatten sich der länge nach aufgespalten und verkrümelt! Der grosse Zeh am linken Fuss schaute aus dem Schuh! Ein Bild für Götter! Ich verliess die Gaststätte fluchtartig indem ich auf dem Absatz - oder, kicher, was davon noch übrig war- kehrt machte und ging Schnurstracks ins nächste Schuhgeschäft und kaufte mir ein paar neue Latschen! Nie, aber auch gar nie hatte ich mich zuvor so für einen Auftritt geschämt! Heute kann ich darob lachen! Damals wars einer meiner grössten Schämer! Darauf, liebe Mam von Astrid; Bitte ein Rivella aus dem Kühlschrank von Astrid!!!
    Zur Schlammbadgeschichte erinnere ich mich an einen Ausflug mit dem Kirchechor in den Jura zum Etang de la Gruere! Bei diesem See handelt es sich um einen Moorsee! Nach dem Bad darin hafteten kleine braune Moorpartickel an jedem einzelnen Haar am Körper der Schlammzelebrirenden! Ich entdeckte bei meinen Gspänli Haare, wo ich es nie vermutet hätte!! Pruust! Unglaublich! Alle sahen aus wie verkappte Yetis!!

    Übrigens cool! Ich freue mich jetzt schon - Du weisst! -unser Deal! Mutig von Dir! Aber alles andere als eine Zusage hätte mich verwundert! Das wird ein Abenteuer!!
    Zu deiner ersten Tageserkenntnis: Etwa gleich verständlich präsentieren sich mir gelegentlich absurde Gerichtsurteile erstinstanzlicher Art und Weise! Astrid! Wir verstehen den tiefgründigen Sinn einfach nicht! Richtig ist es offenbar trotzdem! Liebi Griess, dis Läseschof!

  • #4

    Petra (Freitag, 31 Januar 2020 09:58)

    Liebe Astrid, bei dir ist ganz schön was los❤️��.
    Super! Vielen Dank für die tollen Bilder und Eindrücke!
    Dicks Bussi und liebe Grüsse Petra