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Kultur zum Abendessen

Nase an Nase, Stirn an Stirn: Einblick in die spezielle Welt und Traditionen der Mãori.

 

Mein heutiges Tagesziel (nach dem mich mein Landlord netterweise mit dem Auto zum Busbahnhof gefahren hat) war lediglich die  eineinhalbstündige Reise von Hamilton nach Rotorua. Mitten ins dynamischste geothermische Gebiet Neuseelands. Und eine Hochburg kultureller Mãori-Darbietungen. Immerhin sind 34 % der Einwohner hier Mãori. Ich habe also sehr spontan eine Abendshow mit Essen gebucht, um ein wenig mehr über diese - mir so fremde - Kultur zu erfahren.

 

Die Teilnehmer wurden alle vom Stadtbüro der Organisation an den Ort des Geschehens gekarrt: Tamaki Mãori Village. Der Busfahrer war wieder mal der Knaller. Vor allem auf der Heimfahrt machte er einen auf Alleinunterhalter, sang Lumpenlieder, lernte uns den Text zum Haka-Tanz und drehte im Kreisverkehr mehrere Extrarunden. Sehr zur Freude der Fahrgäste. Riesen Gelächter.

 

Im "Mãori-Dorf" angekommen begann der Abend mit einer traditionellen Willkommenszeremonie, dem hongi* (Beschreibung siehe weiter unten). Natürlich konnten nicht alle 400 Gäste die Nase/Stirn hinhalten. Da wären wir ja heute noch nicht fertig mit der Begrüssung. Das übernahmen ein paar auserwählte Vertreter der Gruppe, die wir vorgängig pro Bus als "Chiefs" gewählt hatten. In einem Art Postenlauf erzählten uns die Guides anschliessend einiges über ihre Kultur (Geschichte, Handwerk des Holz schnitzen und flechten von Körben, den Haka-Tanz, Kochen im hangi*, Gesang und Spiel etc.). Und natürlich führten sie auf einer Showbühne dann auch einen haka* auf. Dann gab's im Buffetrestaurant Abendessen und schon waren die 3 1/2 Stunden auch schon um.

 

Ich bin unschlüssig, ob‘s mir gefallen hat. Es war halt eine touristische Massenabfertigung. Diese Tänze mit den zitternden Händen erinnern mich irgendwie an eine Turnstunde im Altenheim meines Grossmami, selig. Nun gut, gehört halt zu ihrer Kultur und ihrer Tradition. Mir ist das alles ein wenig zu theatralisch, ehrlich gesagt. Toll finde ich aber, dass die Protagonisten allesamt junge Menschen waren. Sie tragen ihre Kultur weiter. Das ist schön. Die Zuschauer so einer Show sind auch recht vielfältig und unterhaltsam. Da waren die beiden deutschen Chicks, die die ganze Zeit nur quatschten. Das scheue, frisch verheiratete französische Paar, das eine Tasse Tee nach der anderen trank. Die beiden Amis aus Dallas/Texas mit dem neuesten Kamera Equipment. Und der Indische Macker mit zwei Asiatinnen im Arm, der eine Flasche Rotwein sponserte.

 

* Ein wenig Sprachunterricht zum Schluss. Die wichtigsten Wörter, die mir immer wieder begegnen hier:

  • hongi: Mãori-Art der Begrüssung: Nasen und Stirnen werden aneinandergepresst
  • hangi: Ofen in Form eines Lochs im Boden, bei dem das Essen in Körben über der Glut gegart wird
  • haka: Tanz jeder Art, vor allem ist aber der zungenheraushängend Kriegstanz gemeint
  • hawaiki: Die polynesische Heimat der Mãori.
  • Aotearoa: Mãori-Name für Neuseeland - Das Land der langen weissen Wolke
  • iwi: Grosser Stammesverband von Mãori mit gemeinsamer Herkunft (Stamm, Volk)
  • kia ora: Hallo (Begrüssung)
  • kumara: Polynesische Süsskartoffel
  • moko: Tattoo - üblicherweise im Gesicht
  • pakeha: Mãoriwort für einen Weissen oder einen Europäer
  • waka: Kanu

Nebenbei gesagt

Ich bekomme unheimlich viele tolle Reaktionen auf meinen Blog. Und ich bin froh, sind die durchwegs positiv. Darüber, und über jeden Kommentar (gäll Manfred) freue ich mich sehr. Es fühlt sich an als wäre ich gar nicht alleine unterwegs. In dem Fall mache ich einfach so weiter, okay? Aber ihr wisst schon, dass ich noch bis zum 1. April unterwegs bin (kein Scherz)? Und ihr in dieser Zeit vermutlich JEDEN Tag ein Update bekommt? Ehrlich gesagt, tue ich das ja gar nicht für euch. Ich muss mir irgendwo Notizen zu meiner Reise machen. Nach drei Monaten habe ich ansonsten keine Ahnung mehr, welches Foto ich wo aufgenommen habe. 😄


Anmerkung zu Manfred‘s Kommentar

Ein kleiner Tipp am Rande. Der Einfachheit halber kannst du auch www.amysheep.ch in deinen Web Browser eintippen, den entsprechenden Beitrag anklicken und deinen Kommentar am Computer verfassen...


Erkenntnisse des Tages

  • Es hat schon etwa Besonderes, bei fremden Menschen im Haus zu wohnen. In deren Küche zu frühstücken und in deren Wohnzimmer zu lesen. 
  • Bei so Maori Shows hat‘s immer einen Dicken, der nicht mittanzt und stattdessen Ukulele oder so was, spielt.
  • Ob die Auster beim Abendessen gut war, erfahren wir morgen.
  • Auch andere Nationalitäten sind nicht textsicher bezüglich ihrer Nationalhymne.

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Kommentare: 7
  • #1

    Papi (Sonntag, 26 Januar 2020 19:48)

    Hast Du deswegen das Gewicht Deines Reisegepäcks reduziert, dass Du einen schwergewichtigen Maori einpacken kannst?
    Ich glaube, das gäbe aber trotzdem Übergewicht....

  • #2

    Manfred (Sonntag, 26 Januar 2020 22:20)

    Oh, danke viel mal für den Tipp! Ich wusste gar nicht, dass ich meinen Kommentar auch am Compi verfassen könnte.....ehrlich, ich hab von diesen Dingen keine Ahnung! Hihi, wir fahnden noch mit Köder auslegen und Steckbriefen anbringen an den Hauswänden und Telegrafenmasten, wie die Kopfgeldjäger zu Zeiten im Wilden Westen!!! Aber ehrlich gesagt, möchte ich auch gar nicht am Compi meine Kommentare verfassen. Erstens könnte ich das dann nicht, wie mittlerweile schon fast rituell - in verkrüppelter Haltung im Bett sitzend und fluchend über den kleinen Bildschirm gebeugt - vor dem Schlafen gehen tun und zweitens wären die Kommentare nicht halb so amüsant, denke ich. Aber wie dem auch sei. Im Moment beherzige ich deinen Tipp und schreibe am Compi. Ich habe aber nur ein ganz kleines Fenster zum Schreiben zur Verfügung. Ich bin im Nachtdienst am Arbeiten und wie Dir bekannt sein dürfte, ist bei uns immer die "Hölle" los. Mein Chef (Anmerkung für Neuleser: auch illustrer Paradiesvogel, oder Krähe genannt) schaut schon wieder ganz argwönisch und macht bereits Anstalten, mich mit einer Zusatzaufgabe zu betrauen. Offensichtlich geht er auf Grund meines erheiterten Gesichtsausdruckes, der sich beim Lesen deines Tagesberichtes bei mir entwickelt bereits davon aus, dass ich gerade nicht mit DER Arbeit beschäftigt bin, für welche ich - Du betonst das auch immer so schön - unter anderem von deinen Steuergeldern entlöhnt werde. Da ich meine Entlöhnung aber als aktives Schweigegeld betrachte (auch mein Chef verhält sich nicht immer adäquat, also hätte ich auch einiges in der Hand, schweige aber eben aus genanntem Grund zur Entlöhnung darüber), lasse ich mich nicht beirren und erfreue mich deiner Berichterstattung mit Bildgalerie. Prädikat zur Berichterstattung: Super, fantastisch und informativ. Zur Erkenntnis, es hat schon etwa Besonderes, bei fremden Menschen im Haus zu wohnen, in deren Küche zu frühstücken und in deren Wohnzimmer zu lesen kann ich nur folgendes sagen: Genau so empfand ich es heute Nachmittag, als ich in deiner Wohnung, mit den Füssen auf dem Tisch, in einem deiner Stühle hängend vor mich hindöste......Später kam noch Nick dazu und erwähnte schmunzelnd: "Fir d Schueh z Putze bruuche mir nid e soviel Zyt wie fir er Astrid ihri Woohnig wieder in d' Ornig z'bringe! Was sells, mir hän jo no Zyt derfiir bis im April. Aber dr Kiehlschrank hätt si uns scho kenne voll hinderloh vor ihrer Abreis". Nun denn, wie sagte schon der antike Dichter Horaz 23 v. Christus liebe Astrid, carpe Diem! I däm Sinn, bis morn, dis Läseschooof!

  • #3

    Mami (Sonntag, 26 Januar 2020 23:02)

    Ich lach mich tot. Oh sorry Manfred. Ich habs vergessen. Das nächste Mal, wenn wir vor Ort sind, fülle ich den Kühlschrank auf. :-):-)

  • #4

    Manfred (Sonntag, 26 Januar 2020 23:11)

    Kein Problem! Aber vor dem Totlachen bitte wirklich den Kühlschrank auffüllen! Merci!! :-) :-) Liebi Grüess und guet Nacht! Manfred

  • #5

    Astrid (Sonntag, 26 Januar 2020 23:13)

    Wenn sie sich in meiner Wohnung während eures Dienstes totlacht, kommt ihr ja dann sowieso.

  • #6

    Claudia (Montag, 27 Januar 2020 05:37)

    Liebe Astrid, es ist wieder ganz wunderbar mit Dir auf Reisen zu sein. Ich erfreue mich jeden Morgen an Deinen Berichten und Bildern. Und an Manfreds Kommentaren - Kopfkino: Bei Dir in der Wohnung, herrlich! Liebe Grüße aus Hamburg, Claudia

  • #7

    Astrid (Montag, 27 Januar 2020 09:41)

    Liebe Claudia
    Schön bist du wieder mit an Bord. Ich kann mich gut an meine Japan-Reise vor zwei Jahren erinnern. Da warst du immer an vorderster Front mit dabei.